Wonach riecht mein neuer Teppich?
Teppich-Blog
Nach dem Auspacken eines neuen Teppichs kommt es gelegentlich zu Irritationen. Der Teppich bringt einen teilweise stark ausgeprägten Geruch mit sich, der sich manchmal nicht recht zuordnen lässt und von manchen Menschen als unangenehm wahrgenommen wird. Zwar können alle Teppicharten von diesem Phänomen betroffen sein, die Hintergründe sind jedoch gänzlich verschieden. Die gute Nachricht vorweg: In sämtlichen Fällen ist die Geruchsbildung nur von kurzer Dauer und die Gerüche verschwinden bei gutem Durchlüften der Räume nach wenigen Tagen.
Im Folgenden stellen wir die verschiedenen Ursachen der Gerüche von neuen Teppichen vor und erläutern ihre Hintergründe. Eine zentrale Rolle kommt dabei Fetten und Ölen zu, die sich leicht in der Luft verteilen und Gerüche so gut verbreiten, wie man es z.B. von Duftölen für den Haushalt kennt. Dies führt uns zu unserem ersten Teppichduft.
1. Wollgeruch durch das Wollfett Lanolin
Käufer*innen eines Teppichs aus ungefärbeter Wolle stellen häufig einen Geruch nach "Schaf" in ihrem Haushalt fest. Dies betrifft in erster Linie Handwebteppiche, Berberteppiche und Flokatis. Aber auch Teppiche mit gefärbter Wolle, wie Gabbeh-, Nepal oder Orientteppiche, können weiterhin den typischen Wollgeruch abgeben.
Der Geruch ist dabei eine begleiterscheinung einer der großen Vorteile von Wollteppichen. Denn Wolle enthält das natürliche Wollfett Lanolin. Dieses ist schmutzabweisend und bietet einen organischen Schutz gegen Verunreinigungen für die Teppiche. Darüber hinaus hat es positiven Einfluss auf die Regenaration der menschlichen Haut und kommt in vielen Pflege- und Beautyprodukten zum Einsatz.
Entscheidend darüber, wie stark der Geruch ausfällt, sind neben der Menge der verwendeten Wolle bzw. der Größe des Teppichs, insbesondere die Umstände bei der Herstellung und Verpackung der Teppiche. Die Wolle und je nach Produktart auch die Teppiche werden vor dem Verpacken mehrfach gewaschen. Je nachdem wie viel Zeit der Wolle jeweils zum Trocknen und Auslüften bleibt und wie die Wetter- und Umweltbedindungen beim Trocknen sind (vergleiche z.B. unsere Infos zur Herstellung von Flokatis), kann die Wolle mal besser und mal weniger gut ausgelüftet sein. Wenn die Teppiche längere Zeit in ihrer Verpackung bleiben sammeln sich dort die Geruchsstoffe. Entsprechend stark ist die Wahrnehmung beim und in der ersten Zeit nach dem Öffnen.
Egal wie stark der Geruch anfangs ausgeprägt ist, es handelt sich um eine rein natürliche Substanz, deren Duftstoffe mit der Zeit verfliegen. Menschen, die den Schafsgeruch als sehr unangenehm erleben, können den Teppich für einige Tage in einem wenig genutzten Raum oder bei gutem Wetter an der frischen Luft auslüften lassen.
2. Geruchsbildung durch Fette und Öle bei Webteppichen
Gerade bei den gigantischen elektrischen Webstühlen mit hunderten oder tausenden Garnspulen, aber auch bei den traditionellen Handwebstühlen ist erforderlich das Garn für Kette und Schuss mit Ölen und Fetten zu behandeln. So erzeugt es weniger Reibung, wird nicht zu heiß und kann gut durch die Webstühle laufen. Typische industriell gewebte Teppiche sind moderne Kurzflorteppiche und Hochflorteppiche aus Synthetikgarnen.
Je nach Garnhersteller und Fertigungsbetrieb kommen unterschiedliche "Schmiermittel", wie beispielsweise Paraffin, zum Einsatz. Aufgrund der strengen Auflagen und Kontrollen in der EU ist gewährleistet, dass hier stets unbedenkliche Stoffe zum Einatz kommen und keinerlei Gesundheitsrisiko besteht.
Die eingesetzten Öle und Fette haben jedoch einen teils deutlich wahrnehmbaren, synthetischen und erdölähnlichen Geruch, der an Plastik erinnert. Es handelt sich im Prinzip um den gleichen Geruch, der bei den Polstern in Neuwagen als positiv wahrgenommen wird. Bei Teppichen löst er jedoch teilweise, zu Unrecht, Besorgnis aus. Auch der Geruch der Schmierstoffe verfliegt nach kurzer Zeit und auch hier empfiehlt es sich den Teppich ggfs. in einem wenig genutzten Raum bei häufigem Lüften oder trocken gelagert an der frischen Luft liegen zu lassen.
3. Geruch durch gefärbte Naturfasern wie Wolle oder Baumwolle
Auch wenn wir bei unseren Produkten darauf achten, dass sämtliche EU-Standards eingehalten werden und schonende Verfahren und unbedenkliche Farbstoffe zum Einsatz kommen, so kann das Färben insbesondere von organischen Materialien, wie Wolle und Baumwolle, zu Geruchsbildung führen. Dies betrifft insbesondere Produkte, die aus Indien oder Südostasien stammen, wo Verfahren zum Einsatz kommen, die für unsere europäischen Nasen ungewohnt wirken und auch die Gerüche aus der für uns "exotischen" Umwelt die in den Fasern haften bleiben tragen zum für uns ungewöhnlichen Geruch der Teppiche bei.
Betroffen sind möglicherweise unsere Gabbeh-, Nepal- und Orientteppiche aus Wolle sowie unsere Handwebteppiche aus Baumwolle. Die Wolle und die Teppiche werden nach dem Färbevorgang mehrfach gewaschen und ausgelüftet. Dennoch kann sich der leicht chemische Geruch durch individuelle und saisonale Faktoren teils stärker in Erscheinung treten. Zudem kommt, dass die Teppiche, da sie per Container verschifft werden, teils Monate in ihrer Verpackung gelagert werden. Wie oben erwähnt, kann bei Wollteppichen zudem der Geruch des Lanolins aus der Wolle hinzutreten. In sämtlichen Fällen schaffen ein paar Tage auslüften in einem wenig genutzten Raum Abhilfe.
Abschließend lässt sich festhalten, dass es stets einfache und unbedenkliche Erklärungen für den Geruch von neuen Teppichen gibt und man sich gewiss sein darf, dass auch Gerüche, die als unangenehm empfunden werden, stets schnell verfliegen. Die Teppiche benötigen allein ein wenig Zeit und etwas frische Luft.