Handgeknüpfte Teppiche
Herkunft
Alle handgeknüpften Teppiche sind Orientteppiche. Allerdings ist Handknüpf nicht gleich Handknüpf, denn im Laufe der Jahrhunderte haben sich viele verschiedene Knüpfarten und Knotenformen herausgebildet. Außerdem hat jedes Land und vielmehr jede Herkunftsregion, die sogenannte Provenienz, seine eigenen Muster, Farben und Materialien. Ursprünglich kommt der Orientteppich aus Persien, Turkmenistan, Afghanistan, Zentralasien und dem Kaukasus. Meist diente der Teppich bei den Nomaden als Wärmeisolation auf dem Boden und am Eingang des Zeltes. Weil die Tiere der Nomaden, meist Schafe oder Ziegen, Wolle abgaben, verwendete man Wolle, welche hervorragend wärmte und isolierte.
In der heutigen Zeit hat der Orientteppich, als Bestandteil modernen Wohnens, eine ganz andere Bedeutung. Seit Anfang der 60er Jahre erlebte der Orientteppich in den deutschsprachigen Ländern Europas eine Nachfrage wie nie zuvor. Was in Persien Jahrhunderte alte Kultur und Kunst repräsentierte, gehörte bei uns auf einmal zum guten Ton oder besser gesagt in jedes Wohnzimmer.
Herstellungsweise
Orientteppiche werden traditionell von Nomaden und Bauern hergestellt. Diese erledigen den gesamten Herstellungsprozess selbst. Es gibt aber auch Kleinateliers sowie Großproduktionen in Manufakturen, die heute arbeitsteilig funktionieren. Die KnüpferInnen werden normalerweise nach Knüpfleistung bezahlt. Diese liegt etwa bei 7000 bis 10 000 Knoten pro Tag.
Der Vorgang des Knüpfens
Beim Knüpfen wird ein sogenannter Knüpfstuhl verwendet, auf den zunächst in Längsrichtung die Kettenfäden aufgespannt werden. Dabei ist wichtig, dass die Kette während des gesamten Knüpfvorgangs gespannt bleibt, damit keine Beulen oder Wellen entstehen können. Als nächstes wird nun der erste Querfaden, der sogenannte Schuss, in der Weise eingewebt, dass er immer einmal über und einmal unter dem Kettfaden durchgeführt wird. In dieses Grundgewebe, bestehend aus Kette und Schuss, wird nun der Florfaden eingeknotet. Jeder Knoten wir hierbei einzeln befestigt. So ist es möglich, Muster und Farben des Teppichs genau zu bestimmen. Nachdem die erste Bahn verknotet wurde, wird das Gewebe von oben mit einem Metallkamm angeschlagen, damit es sich noch verfestigt. Bis zur Fertigstellung des Teppichs wiederholt sich dieser gesamte Vorgang, je nach Länge des Teppichs, mehrere hundert bis tausend Mal.
Es gibt viele verschiedene Knüpfweisen, besonders von Bedeutung sind allerdings der Persische und der Türkische Knoten. Da die Knoten auf der Unterseite festgezogen werden, liegen die Florfäden leicht schräg in eine Richtung, so entsteht der sogenannte Strich. Auch wird der Flor schon während des Knüpfens gekürzt. Grundsätzlich gilt: Je feiner das Muster, desto feiner und kürzer muss auch der Florfaden sein, um das Muster klar erkennbar zu machen.
Materialien
Das Grundgewebe des Teppichs besteht entweder aus Baumwolle, Wolle, Seide, Kunstseide oder Acrylfasern. Die gleichen Materialien werden auch locker versponnen für den Flor verwendet.
Teppichgattungen in dieser Kategorie
Produktionsgebiete handgeknüpfter Teppiche: Marokko, Tunesien, Balkan, Kaukasus, Iran, Turkmenistan, Afghanistan, Pakistan, Indien, Nepal, Tibet und China.
Teppichgattungen* unter den handgeknüpften Teppichen: Ardekan, Belutsch, Bidjar, Buchara, Gabbeh, Ghaschghai, Ghoum, Hamadan, Isfahan, Kaschmar, Keschan, Luri, Moudh, Nain, Sarough, Schiraz, Täbriz, Teheran, Kaschmir, Jaipur, Indo-Gabbeh, Indo-Nepal, Indo-Berber, Berber Teppich, Nepal Teppich
*Da der Orientteppich als solcher besonders in Persien verbreitet ist und war und viele charakteristische Musterungen, die in der Teppichknüpfung verwendet werden, dort ihren Ursprung haben, sind viele Teppicharten hier nach den sogenannten Provenienzen benannt, den Herkunftsregionen des Irans, denen eine bestimmte Knüpftechnik oder ein bestimmtes Muster entspringt.
NICE TO KNOW
Der fliegende Teppich ist übrigens auch ein Orientteppich. Dieser befördert, laut Aladdin und in den Geschichten von 1001 Nacht, auf ihm sitzende Personen schnell von einem Ort zum anderen.